Henrik Ibsen-Gespenster


Inhaltsangabe:

Henrik Ibsen verfasste im Jahre 1881 sein Werk „Gespenster“, das im Untertitel als ein „Familiendrama“ bezeichnet wird.

Helene Alving will zehn Jahre nach dem Tod ihres Mannes ein Kinderheim eröffnen, das seinen Namen tragen soll. So ehrenhaft dieses Ansinnen ist, stellt sich jedoch im weiteren Verlauf der Handlung heraus, dass ihr Mann so ehrenhaft nicht war. Er führte ein ausschweifendes Leben, was nicht ohne Folgen blieb. Helene selbst stellte ihre eigenen Bedürfnisse zur Zeit ihrer Ehe zurück und blieb trotz des ausschweifenden Lebens ihres Mannes an seiner Seite, obwohl sie einen anderen liebte, Pastor Manders. Ihr Pflichtgefühl und ihre Rücksicht gegenüber ihrem Mann gingen sogar soweit, dass sie Regine, die Frucht einer außerehelichen Liebschaft ihres Mannes, in ihrem Haus als Dienstmädchen aufnimmt. Gleichzeitig gab sie ihren Sohn Osvald außer Haus, damit er nichts von den „Gewohnheiten“ seines Vaters mitbekommen sollte. Nach einigen Jahren der Abwesenheit kehrt Osvald, der ein Leben als Künstler führt, nach Hause zurück. Helenes Lebenslüge wird nun aufgedeckt, als Osvald Regine heiraten will. Als Frau Alving Osvald die vollständige Wahrheit mitteilt, beichtet auch er ihr, dass er an einer schweren Krankheit leidet, einer so genannten Gehirnparalyse. Er bittet schließlich seine Mutter um den Gnadentod falls die Krankheit ausbrechen sollte.



Analysiere anhand der Textstelle S.29-31 die Ehe von Herrn und Frau Alving und gehe dabei auch auf stilistische Mittel näher ein!

Helene heiratete den Leutnant und späteren Kapitän und Kammerherrn Alving, obwohl sie ihn, einen Mann, der seine Stunden gern mit anderen Frauen verbrachte, nicht liebte und obwohl sie einen anderen liebte, Pastor Manders. Ein Grund dafür war das beträchtliche Vermögen Alvings, das ihn damals zu einer guten Partie machte. Die Ehe der Alvings stand unter ungünstigen Vorzeichen, denn die Alvings hatten keine gemeinsame Lebensaufgabe zu bewältigen, denn Geld stand ihnen genügend zur Verfügung. Alving verbrachte seine Tage, wenn er nicht trank oder sich mit anderen Frauen vergnügte, auf dem Sofa liegend und in alten Staatskalendern schmökernd, während sich Helene in Arbeit und den Ausbau des Gutes stürzte, um sich von den Liebschaften ihres Mannes abzulenken. Auch schon kurz nach der Hochzeit gab es Probleme, Frau Alving versuchte, da ihr Mann sie immer häufiger hinterging, aus dieser Ehe auszubrechen. Sie flüchtete nach einem Ehejahr zu dem Mann, dem damals ihr Herz gehörte, zu Pastor Manders. „Haben Sie vergessen wie grenzenlos unglücklich ich mich in diesem ersten Jahr gefühlt habe?“(S.30/Z.6). Doch dieser erinnerte sie schon damals an ihre Pflicht als Ehefrau gegenüber ihrem Mann und dass sie sich dieser nicht entziehen könnte und wies sie schließlich von sich. „Ihre Pflicht war es, an dem Mann festzuhalten, den Sie einmal gewählt hatten und an den Sie mit heiligen Banden geknüpft waren“ (S.30/Z.13). Auch ein Hinweis auf Alvings Ausschweifungen vermag den Pastor nicht umzustimmen: „Es wäre ihre Schuldigkeit gewesen, mit demütigem Sinn das Kreuz zu tragen, das ihnen ein höherer Wille als dienlich erachtet hatte“ (S.30/Z.24). Dies ist so zu verstehen, dass die Ehe nicht allein um der Individuen selbst da ist, sondern dass der Einzelne sich um seine Ehe und das somit vor Gott gelobte Bündnis bemühen muss, ja sogar sich selbst dafür aufopfern muss, um Gottes Wille zu erfüllen.

Auch die stilistischen Mittel, die Henrik Ibsen verwendet hat, wie zum Beispiel eine Wiederholung „davongelaufen“ (S.30/Z.3) sollen die Schwere ihres Vergehens, nämlich ihren Mann verlassen zu haben, in den Augen des Pastors darstellen. Ihre Pflicht und das Versprechen, das sie vor Gott abgelegt hat, die Ehe bis zum Tod zu wahren, wird noch einmal mit einer Metapher „an den sie mit heiligen Banden geknüpft waren“ (S.30/Z.13) veranschaulicht. Frau Alving versucht sich vor dem Pastor zu rechtfertigen, indem sie versucht ihm die damalige Situation vor Augen zu führen. Dies bewirkt der Autor, indem er das Stilmittel Correctio anwendet „grenzenlos unglücklich“(S.30/Z.6).

Mit der Metapher „ Ich war nur ein geringes Werkzeug in der Hand des Höheren“ (S.31/Z.5) soll noch einmal verdeutlicht werden, dass es der Wille Gottes ist, der die Menschen miteinander verbindet und dass der Pastor nur als Sprachrohr Gottes dient.



Warum ist Frau Alving nicht aus ihrer Ehe mit Alving ausgebrochen?

Frau Alving ist aus ihrer Ehe mit Alving nicht ausgebrochen, da ihr zum einen niemand Halt geboten hätte oder sie bei ihrem Vorhaben unterstützt hätte. Frau Alving hatte Schutz und Zuflucht bei Pastor Manders gesucht, doch auch bei ihm traf sie auf Unverständnis. Er erinnerte sie stattdessen an ihre Pflichten, die sie besaß und trieb sie in die Hände ihres Mannes zurück. Durch Pastor Manders wurden auch ihr Pflichtgefühl und ihre Ideale geweckt und sie entschied sich für eine unglücksselige Ehe mit ihrem Mann. Des weiteren waren die Umstände in der damaligen Zeit andere. Eine Scheidung bedeutete zur damaligen Zeit einen Skandal, eine Ungeheuerlichkeit, die man mit allen Mittel zu verhindern versuchte. Auch wenn der Ehebruch von Seiten Alvings der Scheidungsgrund gewesen wäre, hätte dies trotzdem ein gesellschaftlicher Abstieg für Frau Alving bedeutet. Frau Alving hätte nach ihrer Scheidung von Alving mittellos dagestanden und wäre womöglich von ihrer Familie verstoßen worden, da eine Scheidung in der damaligen Zeit einen Ausschluss aus dem gesellschaftlichen Leben mit sich brachte. Aber nicht nur der gute Name und Ruf von Frau Alving wäre im Falle einer Scheidung dahin gewesen, auch das Ansehen anderer Beteiligten, wie der gute Ruf ihres Mannes und ihres Sohnes wäre verspielt gewesen und dies hätte Frau Alving nicht mit ihren Idealen und ihrem Pflichtgefühl vereinbaren können.



Welche Motive hatte Frau Alving ihren Sohn Osvald wegzugeben und wie beurteilt Pastor Manders diese Tat?

Frau Alving beschloss ihren Sohn Osvald in jungen Jahren aus dem Haus zu geben, um ihm eine unbeschwerte Kindheit fern von den Eskapaden seines Vaters zu ermöglichen. Frau Alving tat dies schweren Herzens und litt all die Jahre darunter ihr Kind nicht bei sich zu haben. Sie sah sich damals in einer auswegslosen Situation, sie wollte mit aller Macht vermeiden, dass Osvald etwas von den Affären seines Vaters mitbekommt, um so sein junges kindliches Gemüt nicht zu erschüttern und um ihn vor eventuellen späteren psychischen Folgen zu bewahren. Desweiteren brachte es Frau Alving nicht über sich, das Ansehen und die Liebe die Osvald für seinen Vater empfand zu zerstören. Osvald sollte seinen Vater als ehrenhaften, angesehenen Wohltäter sehen, somit war Frau Alving gezwungen ihren Sohn außer Haus zu geben.

Diese edlen Motive die Frau Alving zu dieser Tat veranlassten erkennt Pastor Manders jedoch nicht, er beschuldigt sie ihre Pflichten als Mutter verletzt zu haben. „Wie Sie zuerst die Pflichten der Ehefrau versäumt haben, haben Sie dann die der Mutter versäumt“ (S.31/Z.21). Seiner Auffassung nach wäre es also ihre Pflicht und Aufgabe gewesen, die schweren Zeiten ihrer Ehe auszuharren und ihrem Kind während dieser Zeit eine gute Mutter zu sein, ohne es in die Fremde zu schicken. Pastor Manders erachtet die Tat von Frau Alving als unverzeihlich auch wenn die äußeren Umstände Frau Alving zu dieser Handlung veranlasst hab


Nadine Heil

Deutsch LK

MSS 13