Franz Kafka - Die Verwandlung

 

(Thema: Verhältnis Vater und Sohn)

 

  1. Verfasse eine Inhaltsangabe!
  2. Charakterisiere den Vater!
  3. Erläutere das Verhältnis zwischen Vater und Sohn und vergleiche es mit dem Verhältnis Franz Kafkas und seinem Vater!
  4. Fasse den Textauszug (S.42 Z. 4 – S.44 Z.7) kurz zusammen und ordne ihn in den Gesamtzusammenhang ein!
  5. Analysiere die oben genannte Textstelle stilistisch und interpretiere sie!

 

 

 

1. In der Erzählung „Die Verwandlung“ von Franz Kafka, geht es um einen Reisenden Gregor Samsa, der sich eines Morgens als Ungeziefer im Bett wieder findet.

Gregor Samsa erwacht eines Morgens und entdeckt sich in ein Ungeziefer verwandelt. Zudem bemerkt er durch seinen Blick auf die Uhr seine dreistündige Verspätung.

Gregor versucht aufzustehen und seine Eltern und seine Schwester Grete, die an der verschlossenen Tür wegen seiner Verspätung stehen, zu beruhigen.

Währenddessen kommt der Prokurist seiner Firma, um ihn wegen seines Nichterscheinens an diesem Morgen zur Rede zu stellen. Mühsam gelingt es Gregor, aufzustehen und die Tür seines Zimmers zu öffnen. Entsetzt flüchtet der Prokurist aus der Wohnung und der Vater schlägt ihn mit einem Stock in sein Zimmer zurück, wo er auch verletzt liegen bleibt.

Da Gregor den Lebensunterhalt der Familie alleine verdient hat, muss der Vater nun wieder eine Stelle als Diener in einer Bank annehmen.

Er wird wie ein Tier von seiner Schwester mit Nahrung versorgt. Sie entscheidet zwei Monate später auch die Ausräumung seines Zimmers, weil Gregor an den Wänden und an der Decke herumkriecht. Aber Gregor möchte zumindest ein Bild im Zimmer behalten und besetzt es. Bei diesem Anblick fällt die Mutter in Ohnmacht und Gregor will ihr helfen als der Vater nach Hause kommt. Dieser missversteht die Situation und bombardiert seinen Sohn mit Äpfeln von denen einer in Gregors Rücken stecken bleibt.

Durch den Schmerz der Wunde isst er kaum noch etwas und wird schwächer. Trotz seines Käferdaseins lässt die Familie abends seine Tür offen, damit er nicht so alleine ist.

Eines Tages vermieten die Samsas ein Zimmer an drei Zimmerherren und Grete soll auf ihren Wunsch etwas auf der Violine vorspielen. Gregor wird von der Musik angezogen und versucht zu seiner Schwester zu kriechen. Die Zimmerherren entdecken ihn und kündigen ihr bestehendes Mietverhältnis sofort.

Aufgebracht wünscht sich Grete nur noch, das „Untier“ loszuwerden und auch die Eltern sind schwer genervt.

In derselben Nacht stirbt Gregor und wird am Morgen von ihrer Bedienerin gefunden und beseitigt. An diesem Tag unternimmt die Familie einen Ausflug und bespricht ihre Zukunftspläne.

 

 

 

2. Gregors Vater versorgte die Familie früher als Bankier. Aufgrund seiner Verschuldung, seines Alters und seiner Schwäche gab er das Geschäft auf und überließ seinem Sohn die Rolle des Versorgers.

Seine Scheitelfrisur passt zu seinem verbissenen Gesicht und das wiederum spiegelt seine große Strenge wieder. Dadurch, dass er Gregor mit Äpfeln „bombardiert“, zeigt, wie aggressiv er wirklich ist und das er nicht viel von seinem Sohn hält.

Von Anfang an belügt der Vater Gregor indem er ihm verschweigt noch Ersparnisse zu besitzen. Während Gregor von Morgens bis Abends arbeitet und wochenlang auf reisen ist, macht der Vater sich ein entspanntes und gemütliches Leben.

Durch die Verwandlung sieht der Vater Gregor nicht mehr als Mensch, sondern nur noch als Tier.

 

 

 

3. Das Verhältnis zwischen Gregor und seinem Vater ist sehr angespannt. Als der Vater vor fünf Jahren sein Geschäft aufgab, nutzt er Gregor nur noch aus. Er überlässt seinem Sohn die Versorgung der Familie und die Abbezahlung der Schulden. Dabei verschweigt er Gregor noch Ersparnisse zu besitzen, lässt seinen Sohn schuften und macht sich ein angenehmes Leben.

Er ist krank, macht nichts, kann sich kaum bewegen und geht am Stock. Doch nach Gregors Verwandlung geht er arbeiten und ist wieder recht gut aufgerichtet. Durch den immer schwächer werdenden Gregor wird der Vater immer stärker und ist alles andere als der schwache, kranke Mann.

Die letztliche Dominanz des Vaters gegenüber seinem Sohn wird im Buch dadurch gezeigt, als der Vater Gregors Panzer, der Schutz und Stärke symbolisiert, mit Äpfeln beschmeißt, dieser somit zerbricht und Gregor verletzt.

Der Tod Gregors empfindet der Vater als Erlösung und macht ihn zu einem ruhigen alten Mann, der sich auf die Zukunft mit seiner Frau und seiner Tochter freut.

Durch die Verwandlung lernt Gregor seinen Vater erst richtig kennen, denn aufgrund der momentanen Unnützlichkeit des Sohnes zeigt der Vater sein wahres Gesicht.

Kafka verfasste einen „Brief an den Vater“, den er allerdings nie verschicken beziehungsweise veröffentlichen wollte. In ihm findet man parallelen zu der Verwandlung. Franz Kafka hat sein erlebtes Verhältnis zu seinem Vater in seinen Texten wiedergegeben. Franz und sein Vater waren schon rein äußerlich sehr verschieden. Der Vater stark, groß und breit, Franz dagegen mager, schwach und schmal.

So unterdrückte der Vater Franz, wie Gregors Vater seinen Sohn auch erniedrigte. Beide Söhne trauten sich keiner Widerrede und suchten die Schuld bei sich selbst.

Die Äpfelwürfe in der Verwandlung, mit denen der Vater seinen Sohn Verletzungen zuführt, können auf eine mögliche Misshandlung in der Familie Kafka hinweisen.

Kafka hatte wie Gregor den Wunsch eine eigene Familie zu gründen. In Samsas Zimmer symbolisiert dass das Bild mit der Pelzdame. Franz verlobte sich einige Male, doch die Angst davor genauso zu werden wie sein Vater, ließen die Verlobungen immer wieder auflösen. Sein Vater zeigte nie eine Begeisterung für den Familienwunsch seines Sohnes wie auch in der Familie Samsa der Vater der Grund dafür ist, weshalb Gregor nicht die Möglichkeit hat, sich zu verheiraten.

In dem „Brief an den Vater“ macht Franz seinem Vater die schlimmsten Vorwürfe, gibt ihm aber trotzdem nicht die Schuld. Auch Gregor gibt seinem Vater nach der Verwandlung und nach der Gewissheit, dass er nur belogen wurde, keine Schuld. Das zeigt den bestehenden Respekt vor seinem Vater und vielleicht den Wille einer Versöhnung.

 

 

 

4. In dem Textauszug von Seite 42, Zeile 4 – Seite 44, Zeile 7 in der Erzählung „Die Verwandlung“ von Franz Kafka geht es um die Attacke des Vaters auf Gregor, der durch einen Apfel am Panzer verletzt wird.

Die Mutter und Grete wollen Gregors Zimmer ausräumen, damit er sich besser bewegen kann. Gregor allerdings besetzt ein Bild in seinem Zimmer, damit ihm noch etwas bleibt.

Vor Schreck, den Käfer auf dem Bild sitzen zu sehen, fällt die Mutter in Ohnmacht. Gregor will ihr helfen, doch in diesem Moment kommt der Vater von der Arbeit nach Hause und missversteht die Handlung.

Aus Angst Gregor könnte seiner Mutter etwas antun, beschmeißt der Vater ihn mit Äpfeln. Ein Apfel trifft Gregors Panzer so fest, dass dieser zerbricht und Gregor ohnmächtig wird.

Die wieder zu Bewusstsein werdende Mutter klammert sich an den Vater, um ihren Sohn zu schützen.

Aber trotz dieses Zwischenfalls lässt der Vater abends die Zimmertür  von Gregor offen, damit er sich nicht ganz so alleine fühlt.

 

5. Die Alliteration (S.42, Z.10), die Wiederholung (S.42, Z.11/12), die Personifikation (S.42, Z.20) und die Anhäufung von Adjektiven (S.42, Z.22/23) beschreiben die Veränderung des Vaters.

Aus dem schwachen, kranken Mann wird ein aufrecht gehender, arbeitsfähiger Mann. Die Versorgerrolle, die er vor fünf Jahren an seinen Sohn übergeben hat, nimmt er jetzt wieder auf. Je schwächer Gregor wird, desto stärker wird der Vater. Nicht nur Gregor wird einer Verwandlung unterzogen, sondern auch der Vater.

Weiterhin beschreibt die Attacke des Vaters auf seinen Sohn ihr Verhältnis zueinander. Die Wiederholungen (S.43, Z.20/25/27) und die Personifikation (S.43, Z.25/26) verdeutlichen dies. Es zeigt wie aggressiv der Vater ist und das er Gregor nicht mehr als Sohn, sondern nur noch als Ungeziefer wahrnimmt, das vernichtet werden muss. Durch seinen Beschützerinstinkt verteidigt er seine Frau und Tochter vor dieser „Gefahr“.

Die Freundlichkeit, die er vor der Verwandlung aussandte, ist gegenüber Gregor wie weggeblasen. Sein Sohn ist ihm nicht mehr nützlich und durch die jetzige Käferexistenz wird er nur noch zur Last. Das verstärkt die Boshaftigkeit des Vaters noch mehr.

Die Aussage auf Seite43 in Zeile 5-6 zeigt, dass der Vater kein Vertrauen in Gregor hat. Für ihn ist er nur noch das lästige, hässliche Tier, das die Familienidylle zerstört und die Mutter und Tochter bedroht. Der Vater, der Herr in der Familie, muss die Familie und die Wohnung verteidigen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quellen: - Lektüreschlüssel, Franz Kafka, Die Verwandlung (Reclam) -                            -

                 http://www.cdrnet.net/kb/data/DE_Kafka.asp -

                  http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Verwandlung 

 

Sarah Fikus      MSS 13      Deutsch                                                                            04.10.2005