Analyse und Interpretation des Gedichts von Andreas Gryphius: „Es ist alles eitel“

1. Du siehst, wohin du siehst, nur eitelkeit auf erden.

2. Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein;

3. Wo ietzundt städte stehn, wird eine Wiese seyn,

4. Auf der ein schäfers kind wird spielen mit den herden;

 

5. Was itzundt prächtig blüth, sol bald zutreten werden;

6. Was itzt so pocht und trotzt, ist morgen asch und bein;

7. Nichts ist, das ewig sey, kein ertz, kein marmorstein.

8. Jetzt lacht das glück uns an, bald donnern die beschwerden.

 

9. Der hohen thaten ruhm muß wie ein traum vergehn.

10. Soll denn das spiel der zeit, der leichte mensch bestehn?

11. Ach, was ist alles diß, was wir vor köstlich achten,

 

12. Als schlechte nichtigkeit, als schatten, staub und Wind,

13. Als eine wiesen blum, die man nicht wieder find't!

14. Noch wil, was ewig ist, kein einig mensch betrachten.

 

Im Jahr 1636 erschien Andreas Gryphius Gedicht „Es ist alles eitel“. Im Mittelpunkt steht das Begreifen und Betrachten des „Memento Mori“ und „Vanitas“, also der Vergänglichkeit, als der einzig wahren Ewigkeit.

 

Das Gedicht wurde in der Sonettform verfasst, besteht somit aus 4 Strophen, wobei die ersten zwei Strophen je ein Quartett und die letzten Zwei je ein Terzett bilden. Weitere Merkmale sind der 6-hebige Jambus und die Alexandriner Verse, die sich durch das gesamte Gedicht ziehen.

 

In dem Gedicht wird zu Beginn die Vergänglichkeit von aAllem angesprochen und daraufhin der Zerfall von Städten und Erbautem veranschaulicht. Des Weiteren wird die Vergänglichkeit von Lebewesen, somit der Tod und auch der Zerfall des Glücks in der zweiten Strophe thematisiert. In den Terzetten hingegen werden die Möglichkeiten des Menschen in seinem Leben infrage gestellt und schließlich auch als nichtig abgetan und durch die Hinwendung zum Jenseits beantwortet.

 

In dem Gedicht wird zu Beginn in der ersten Zeile eine Grundthese, nämlich dass alles an eine Vergänglichkeit gebunden ist, festgelegt und der Leser direkt mit dem ersten Wort persönlich angesprochen (Z.1). Der Dies wird gemacht, weil der Autor konfrontiert denm Leser mit dieser zunächst  pessimistisch erscheinenden Weltsichteine neue Meinung aufzeigen, wobei der Titel des Gedichts ein Zitat aus dem Buch „Hiob“ ist.  will, der Leser soll von Beginn an mit den Augen des Autors weiterlesen.  In den folgenden Strophen werden zunächst verschiedenste Beispiele und Belege dafür veranschaulichtgegeben. Dies wird durch eine Antithese innerhalb eines Verses verdeutlicht und durch die Verszäsur in den Alexandrinern Verse noch hervorgehoben.

 Der Autor hält sich dabei an einen Klimax und steigert weist inhaltlich auf die Vergänglichkeit verschiedenster Dinge hin. Er beginnt in der ersten Strophe bei dem allgemeinen Niederreisen erbauter Dinge (Z.2) und liefert daraufhin Städte als genaueres Beispiel (Z.3). In der letzten Zeile wird dann die Auswirkung der Vergänglichkeit aufgezeigt, nämlich dass aus einer gesamten Stadt eine Wiese mit lediglich einem Kind entstanden ist (Z.4). Der Autor will somit die drastischen Auswirkungen des Zerfalls deutlich machen und ein anschauliches Beispiel aufzeigen, so dass sich der Leser ein genaues Bild erschaffen kann.

In der zweiten Strophe steigert sich der Autor von materiellen Gütern zu Lebewesen, Natur sowie Mensch. Das lyrische Ich setzt als Metapher für die Pflanze etwas das „prächtig blüht“ ein (Z.5), die Tiere oder Menschen werden nur mit etwas, das „pocht“ (Z.6) , somit einen Herzschlag hat, umschrieben. Es reduziert die Tiere und Menschen deutlich, in dem es sie lediglich als Herzschlag bezeichnet, die Pflanzen jedoch sogar mit dem Adjektiv prächtig schmückt. Nun wird zuerst der Tod von Pflanzen und daraufhin der Tod von Tieren oder auch Menschen aufgezeigt. Diese Vergänglichkeit steht auf einer Stufe, dies verdeutlicht das lyrische Iches mit der Anapher (5). Mit dem gleichen Satzbeginn bekommen beide Verse eine gleiche Gewichtung in ihrer Rolle der Ewigkeit.

Als weitere Steigerung macht er deutlich, dass sogar Marmorsteine und Erz nicht von einer Ewigkeit ausgehen können (Z.7). Der nächste Punkt hingegen spricht Als nächster Aspekt wird das Glück angesprochen (das Glück ist kein Gefühl)die Gefühle wie Glück beispielsweise an, dass auch sie nur von kurzer Dauer sind und schließlich sogar in Beschwerden enden. Diese Antithese verdeutlicht den Prozess zusätzlich (Z.8). Dies zeigt, dass das lyrische Ich die Vergänglichkeit verschiedenster Dinge seiner Wichtigkeit nach geordnet hat, so findet er die Vergänglichkeit von Städten lange nicht so wichtig, wie die der Lebewesen und der Gefühle. Ebenfalls wird deutlich, dass verschiedenste Bereiche mit Belegen versehen wurden, sodass dem Leser in allen Bereichen seines Lebens eine falsche Ewigkeit deutlich wird.

In dem ersten Terzett wird nun die Rolle des Menschen in den Mittelpunkt gestellt. Das lyrische Ich stellt das Leben als ein „Spiel der Zeit“ dar, somit als etwas, dass nur eine bestimmte Spieldauer aufweist, wobei  und der Mensch lediglich eine Figur darin darstellt (Z.9). Es fragt ebenfalls, ob der Mensch als Spielfigur darin überhaupt bestehen kann und verdeutlicht dies mit dem Stilmittel der rhetorischen Frage (Z.10)  und aAntwortet in den folgenden Versen darauf.

Es will den Leser zum Nachdenken anregen, jedoch auch durch die darauffolgende Antwort beeinflussen.

Der Mensch wird nun als etwas Vergängliches in einem großen Spiel, nämlich dem Leben, betrachtet, bei dem er nie gewinnen kann. In dem letzten Terzett wird dies sehr deutlich herausgestellt. Alle Dinge, die der Mensch in seinem Leben als wichtig sieht, sind lediglich „Nichtigkeiten, Schatten, Staub und Wind“ (Z.12). Dies soll zeigen, dass der Mensch in seinem Leben keine ewige, sondern eine sehr vergängliche Rolle spielt, dass alle Dinge, die für einen einzelnen Menschen wichtig sind, nach seinem Leben genauso zerfallen sind, wie er und somit nicht den Mittelpunkt des menschlichen Lebens darstellen sollten. Der Leser soll sich der wahren Ewigkeit zuwenden und das Vergängliche hinter sich lassen.

In dem letzten Vers endet das lyrische Ich nun mit einem Appell an den Leser (Z.14). Der Mensch betrachte noch nicht die wirkliche Ewigkeit, nämlich die Eitelkeit und somit die Vergänglichkeit, die schließlich zum Tode führt. Der Mensch soll die Vergänglichkeit, die allem um ihn herum wiederfährt, anerkennen und sich der wahren Ewigkeit, nämlich dem Tod zuwenden. Daher auch der Titel „Es ist alles eitel“ aus dem Buch „Hiob“, auch wenn Gott den Menschen ins Unglück stürzt, am Ende steht doch das ewige Seelenheil. somit Vergänglich und Tod, dies soll der Leser erblicken und anerkennen.

 

Das Thema des Gedichts beruht auf den Barockthesen „Memento Mori“ sowie „Vanitas“. Das lyrische Ich ist überzeugt von der Vergänglichkeit aller Dinge und will diese durch verschiedenste Beispiele dem Leser aufzeigen und ihn durch den Schlussappell zur Hinwendung an das Jenseits und zu Gott bringen. Der Mensch wird in der Barockzeit eben durch dieses Denken begleitet, der Zerfall und die Vergänglichkeit sind allgegenwärtig und nur die Hinwegdung zum Tode kann die Erfüllung sein, da der Tod das ewige Leben ie einzige Ewigkeit mit sich bringt. Dies wird in dem Gedicht deutlich gemacht, da alles mit dem Tod endet und das irdische Leben des Menschen dagegen als etwas Nichtiges angesehen wird.

 

Meiner Meinung nach ist dieses Gedicht geschrieben worden, um den Leser zu beeinflussen und ihn auf die Bedeutung des unerschütterlichen Glaubens an Gott aufmerksam zu machen und ihm eine neue Seite des Lebens aufzuzeigen. Bereits durch den ersten Satz, die persönliche Anrede und das daher gehende Mmiteinbeziehen, ist der Leser mitten im Gedicht und fühlt sich mit ein. Das auf die Grundthese in den folgenden Strophen Belege mit genauen Beispielen genannt werden, macht es dem Leser besonders leicht, die These zu glauben und im eigen Leben nach ähnlichen Ereignissen zu suchen. Auch das miteinbeziehen von Antithesen und die antithetisch formulierten Alexandriner as unterstützen durch Alexandriner Verse stellent deutlich den Unterschied zwischen geglaubter Wirklichkeit des Lesers und der tatsächlichen Wirklichkeit, die der Leser nun erfahren soll, heraus. Die verschiedenen Bereiche, die bBeleuchtet werden, zeigen dem Leser, dass alle Bereiche seines menschlichen Lebens von der Vergänglichkeit beeinträchtigt sind und durch die anschließende persönliche Frage, wird der Leser direkt ins Zzweifeln über sein bisheriges Leben gebracht. Da er die Antwort sofort darauf vom Autor bekommt, fällt es dem Leser leicht, Sie als richtig zu betrachten. Durch den letzten Vers, der als Appell wirkt und dem Leser zeigen soll, dass er in einer falschen Wirklichkeit gefangen ist, ist der Leser gezwungen, über die Anfangsthese nachzudenken und sich ein neues Bild zu seinerauf die Ewigkeit zu machen.  vorzubereiten.

 

 

 

Die Gedichtanalyse ist insgesamt in Ordnung, die jeweiligen Stellen, auf die du dich bei der stilistischen Analyse beziehst, könnten zur besseren Lesbarkeit jeweils zitiert werden. Der Bezug auf die Bibel und die religiöse Aussage des Gedichts wird nicht ganz deutlich. Auch der Bezug zum Dreißigjähigen Krieg sollte hergestellt werden.