Schule im Nationalsozialismus

 

- Propaganda in der Schule -

 

 

Auswirkungen der NS-Außenpolitik auf den Schulunterricht am Beispiel der Sudetenkrise 1938/39

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Besondere Lernleistung im Fach Geschichte
 

 

 

 

 

 

 


Verfasserin : Daniela Jung

 

 

 

 

Inhalt

 

1.               S.2      Einleitung

 

2.               S.5      Geschichtlicher Hintergrund – Einmarsch in die

Tschechoslowakei 1939

 

3.                                                   Schultagebuch

3.1         S.8      Eintragung zum Einmarsch in die Tschechoslowakei

3.2         S.9      Vergleich: Darstellung des Lehrers – Historischer

                           Hintergrund

 

4.                            Zeitungsberichte 13.-16.3. 1939

4.1         S.13    Schlagzeilenübersicht

4.2         S.18    Vergleich: Darstellung in Zeitungen – Darstellung

des Lehrers

 

5.                           Propaganda in der Schule

5.1         S.21    Ziele nationalsozialistischer Bildungspolitik

5.2         S.24    Befragung zweier Zeitgenossen

 

6.               S.26    Zusammenfassung

 

 

 

 

1) Einleitung

 

Ich wachse in einer Generation auf, die sich mit der Vergangenheit Deutschlands auseinandersetzen muss.

Wir sind nicht mehr unmittelbar von den Geschehnissen des Zweiten Weltkrieges betroffen. Zwischen unserer Gegenwart und dem Ende des Krieges liegt nun schon mehr als ein halbes Jahrhundert. Meine Generation hat nun den Vorteil, dass ich in einer Zeit aufwachse,  in der die Ereignisse schon so lange zurückliegen, dass weder ich noch meine Eltern den Krieg  am eigenen Leib miterlebt haben, sodass ich einigermaßen unvoreingenommen auf diese Phase deutscher Geschichte zurückblicken kann.

Es ist aber noch nicht so viel Zeit vergangen, dass man sich seine Meinung einzig und allein aus Büchern und alten Dokumenten bilden muss. Es gibt immer noch zahlreiche Zeitzeugen, die Erinnerungen an die Zeit des Nationalsozialismus haben und die nun, wiederum aufgrund des großen zeitlichen Abstandes, dazu bereit und in der Lage sind, über diese zum Teil schmerzlichen Ereignisse und Erlebnisse zu reden.

Aus diesem Grund und auch weil ich von Erzählungen meiner Großeltern, Verwandten und Bekannten einiges über den Krieg und seine Folgen gehört habe, habe ich mich entschieden, eine „Besondere Lernleistung“ innerhalb dieses Themenbereiches zu schreiben.

Zunächst wollte ich über die gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen und Veränderungen während der Zeit des Dritten Reiches in meinem Heimatortes schreiben. Dieses Vorhaben musste ich aber sehr schnell wieder aufgeben, da keine schriftliche Quellen ausfindig zu machen waren. Daraufhin beschloss ich, mich besonders mit meiner Altersgruppe, der Jugend, zu befassen.

 Schließlich kam ich zu dem Schluss, über die Themenkreise Schule im Nationalsozialismus in unserer Region und insbesondere Parteipropaganda und ihrer Wirkung in der Schule zu schreiben.

 

Zunächst blieb auch im Bereich Schule meine Suche nach schriftlichen Quellen erfolglos. In meinem Heimatort erklärte man mir, die Unterlagen aus dieser Zeit „sind alle verbrannt worden“. In Archiven waren außer Zeitungsausschnitten und nichtssagenden amtlichen Auflistungen nichts zu finden. Erst durch einen Lehrer im Ruhestand kam ich an eine brauchbare Grundlage für meine Arbeit. Er stellte mir das Schultagebuch einer Volksschule zur Verfügung.

Es enthält Einträge (in Sütterlinschrift)  vom 1. Mai 1906 bis zum 17. Gilbhardt[1] 1940.

 

Der ehemalige Lehrer hat mich gebeten, weder seinen Namen noch den des Ortes oder der im Buch genannten Personen zu erwähnen. Alle Angaben sind mir aber bekannt.

 

Die Volksschule, in der das Buch geführt wurde, liegt im Landkreis Kusel. Anfangs wurden die Klassen 1-8 unterrichtet. Im Laufe des Schuljahres 1936/37 wurden die Schüler mit denen eines Nachbarortes zusammengelegt, sodass ab diesem Zeitpunkt die Klassen 1-4 in dieser und die Klassen 5-8 in der Schule des Nachbarortes unterrichtet wurden.

Vor der Zusammenlegung, im Schuljahr 1935/36, betrug die Schülerzahl 29 Kinder, im Schuljahr 1938/39 betrug die Schülerzahl 34 Kinder. Die Klassen wurden jeweils gemeinsam in einem Saal von einem Lehrer unterrichtet. Es bestanden Partnerschaften mit mehreren anderen Schulen, sie bildeten einen sog. Schulsprengel. Wenn der Lehrer einer Schule erkrankte oder aus einem anderen Grund der Unterricht nicht stattfinden konnte, wurden die Klassen  im Abteilungsunterricht vom Lehrer einer der Partnerschulen mitgeführt.

In das Tagebuch schrieb jeweils der Lehrer, der für die Klasse zuständig war. In der betreffenden Schule kam es durch Pensionierung, Versetzung und Neueinstellung in dem von mir betrachteten Zeitraum zu mehreren Lehrerwechseln. Dadurch sind Einträge von 5 verschiedenen Lehrern zu finden.

Der Inhalt des Buches bezieht sich fast ausschließlich auf den Schulalltag. Es gibt nicht für jeden Tag einen Eintrag, sondern nur „Erwähnenswertes“ wurde festgehalten. So werden zum Beispiel vermerkt: die Termine der Ferien, die Durchführung von Feueralarmen, Ziele und Termine von Wandertagen, Unterrichtsausfall, Ferientermine und ab 1933 auch das Abhalten von Helden-Gedenkstunden usw.

Im Buch tauchen öfters „geschichtlicher Ereignisse“ auf, z.B.

 

„Lanzing12: Tatwerdung der großdeutschen Ideen. Der Führer bringt Österreich heim. Wir hören am Lautsprecher und erleben den Jubel und die Begeisterung mit.“

 

Diese Meldungen sind meist kommentarlos in wenigen Zeilen niedergeschrieben. Die einzige Ausnahme bildet die Darstellung des Lehrers zu den Ereignissen des 15./16. März 1939, dem Einmarsch deutscher Truppen in der „Resttschechei“. Der Lehrer schrieb hierzu eine ausführliche Darstellung aus seiner Sicht der Dinge. Er gibt zwar als Datum den 13./14. März

an, muss sich aber wohl im Datum geirrt haben, da er im Text schreibt: „...In der Nacht zum Mittwoch wurden...“ . Der historische Sachverhalt von dem er spricht fand aber erst am 15. März, einem Mittwoch, statt. Ich gehe also davon aus, dass er diesen Text frühestens am 15. März geschrieben haben kann. Aus Gründen, auf die ich später noch näher eingehe, halte ich als Datum der Niederschrift Donnerstag den 16.3. also den Donnerstag für wahrscheinlich.

 

Die Ausführungen des Lehrers habe ich zur Grundlage meiner Arbeit gemacht.

Daraufhin besorgte ich mir die Ausgaben der „Pfälzischen Presse“ vom 13.3. bis 16.3. 1939. Die „Pfälzische Presse“ war eine Regionalzeitung die im Raum Kaiserslautern und auch im Kreis Kusel gelesen wurde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2) Geschichtlicher Hintergrund [2]

 

Am 30.6.1918 einigten sich im Exil lebende Gruppen von Tschechen und Slowaken auf die Gründung eines gemeinsamen Staates. Dies war nur aufgrund des Zerfalls Österreich-Ungarns nach dem 1. Weltkrieg möglich. Auf der Pittsburger Konferenz einigte man sich über die Einzelheiten. Den Slowaken wurde von dem tschechischen Politiker Masaryk zwar die Autonomie versprochen, sie wurde ihnen aber letztlich nicht gewährt.  Am 28.10.1918 wurde die Tschechoslowakei gegründet. Neben Tschechen (51%) und

Slowaken (16%) gab es unter anderem noch sudetendeutsche (22%), ungarische (5%) und ukrainische(6%)[3]

 

Minderheiten.  Die Unzufriedenheit unter den Slowaken über die ihnen  nicht gewährte Autonomie wuchs und mit der »Slowakischen Volkspartei « entstand eine starke Autonomiebewegung. Aufgrund des ausgeprägten tschechischen Nationalismus war ein Ausgleich zwischen den Volksgruppen nur schwer möglich. So wurde z.B. Tschechisch zur einzigen Amtssprache erhoben.

 

Die Sudetendeutschen waren mit der Konstellation des Staates auch nicht glücklich, hatten sich bis zur „Machtergreifung“ der NSDAP in Deutschland aber ruhig verhalten. In Deutschland gab es vor 1933 Parteien, die mit der Tschechoslowakei in Verhandlungen traten, um die Rechte der Sudetendeutschen zu verbessern. Als Hitler an die Macht kam, wurden diese Bemühungen von der NSDAP unterbunden, da deren Ziel von Anfang an nicht die Verbesserung der Verhältnisse der Sudetendeutschen  in der Tschechoslowakei, sondern die Angliederung des Sudetenlandes an Deutschland war. In Konrad Henlein, dem Führer der Sudetendeutschen Partei (SdP) fand Hitler einen Verbündeten. Er lud Henlein nach Berlin ein und forderte ihn auf, der tschechoslowakischen Führung unannehmbare Forderungen zu stellen. (Henlein:„Wir müssen immer soviel fordern, dass wir nicht

 

zufriedengestellt werden können“[4])

 

Die Sudetendeutschen waren durchaus an einer Autonomie interessiert, hatten sich aber nicht stark genug gefühlt, diese durchzusetzen. Als sie sich  nun der Unterstützung des nationalsozialistischen Deutschland sicher sein konnten, gewann die SdP,

 

(Sudetendeutsche Partei)  mit Henlein als Vorsitzendem innerhalb kürzester Zeit 2/3 [5]

 

der sudetendeutschen Bevölkerung als Mitglieder. Henlein forderte nun die Loslösung aller sudetendeutschen Gebiete von der Tschechoslowakei. Deren Führung wiederum konnte dies nicht zulassen, da sie sonst mit ähnlichen Forderungen anderer Minderheiten rechnen musste. Präsident Benesch wandte sich an die französische und englische Führung und bat um Unterstützung.

 

Der britische Premierminister, Chamberlain traf sich am 15.9.1938 mit Hitler um eine Lösung zu finden. Bei diesem Treffen erklärte Hitler, er habe die Absicht, den Sudetendeutschen Gerechtigkeit zu verschaffen, selbst wenn dies bedeute, Henlein durch eine Invasion zu unterstützen. Als Alternative zu einer militärischen Lösung schlug er die Abtrennung der Sudetenlande vor.

 

Auch existierte zu diesem Zeitpunkt bereits ein Plan für eine Invasion, die am 1. Oktober[6]

 

beginnen sollte.

Hitler war überzeugt, dass der tschechoslowakische Präsident dem Abtrennungsgedanken nicht zustimmen würde, da er Forderungen der anderen Minderheiten befürchten musste und  die Invasion könnte somit unter dem Vorwand, die Sudetendeutschen müssten befreit werden, beginnen. Auf Druck Englands und Frankreichs stimmte Benesch aber schließlich einer Abtrennung der Gebiete zu, nahm diese Zusage aber wieder zurück, als Hitler den sofortigen Einzug deutscher Truppen forderte.

Hitler stellte daraufhin ein Ultimatum. Bis zum 28. September um 14 Uhr sollten die neuen Grenzen gezogen sein, andernfalls würde Deutschland die Invasion beginnen. England und Frankreich bereiteten sich auf einen Krieg vor. Mussolini konnte Hitler aber zur Verlängerung der Frist um 24 Stunden überreden und auf Wunsch Chamberlains wurde eine internationale Konferenz zur Findung einer friedlichen Lösung beschlossen.   

In der Münchner Konferenz am 28./29. September 1938, an der nur Vertreter von Deutschland (Hitler und von Ribbentropp), England (Chamberlain), Frankreich (Daladier) und Italien (Mussolini),  nicht aber der Tschechoslowakei teilnahmen, wurden die sudetendeutschen Gebiete, unter der Bedingung keine weiteren Forderungen zu stellen, Hitler zugesagt.

Präsident Benesch trat daraufhin zurück und ging nach England ins Exil. Am 30.11.1938 wurde Emil Hascha, ein rechtsgerichteter Politiker, zum Präsidenten der restlichen Tschechei gewählt.

Am 21. Oktober erließ Hitler bereits einen Geheimbefehl zur „Erledigung der Rest-Tschechei“. Dabei sollte aber sehr vorsichtig vorgegangen werden, um die Großmächte Europas weiterhin von einem Krieg gegen Deutschland abzuhalten. (Hitler: „ Nach außen hin muß klar in Erscheinung treten, dass es sich nur um eine Befriedungsaktion und nicht um eine kriegerische Unternehmung

 

handelt“[7] )

 

Als es Anfang 1939 zu einer inneren Krise (einem Aufstand slowakischer Autonomisten) in der Tschechoslowakei kam, erklärte Hitler, das Land sei in Auflösung begriffen. Präsident Hascha und sein Außenminister baten daraufhin um ein Gespräch mit Hitler, um wenigstens einen Teil der Unabhängigkeit des Staates zu bewahren. Als sie in der Nacht zum 15.März 1939 in Berlin mit Hitler zusammentrafen, stellte dieser sie vor die Wahl: Entweder Deutschland beginne mit der Bombardierung von Städten in Böhmen und Mähren oder aber Hascha unterschreibe einen Vertrag, in dem sich die sog. Resttschechei dem Deutschen Reich unterwerfe. Daraufhin erklärte Hascha: "Nach längerem Gespräch mit dem Reichskanzler und nach Klärung der Situation habe ich mich entschlossen, zu erklären, dass ich das Schicksal des tschechischen Volkes und Staates mit vollem Vertrauen in die Hände des

 

Führers des deutschen Volkes lege.“[8]

 

Bereits um 9 Uhr am Morgen des 15.4.1939 marschierten die ersten Wehrmachtsoldaten in Prag ein. Hitler selbst besuchte noch am gleichen Tag die Stadt. Am 16.4.39 verlas Außenminister von Ribbentropp im tschechischen Rundfunk eine Bekanntmachung über die Gründung des „Protektorats Böhmen und Mähren.“

Die Slowakei wurde für unabhängig erklärt und erhielt eine autonome Regierung unter dem Führer der Autonomisten, Tiso. Der „Schutzstaat Slowkei“ besaß allerdings nur geringe politische Souveränität.

 

 

 

 

3) Schultagebuch

 

3.1   Eintragung zum Einmarsch in die Tschechoslowakei

 

 

Im Schultagebuch ist über dieses Ereignis ein ausführlicher Bericht des Lehrers enthalten.

 

„14./15.: Kaum ein Jahr ist vergangen, seit der Führer die Ostmark heimholte ins Reich, kaum ein halbes, dass er die befreiten Sudetenlande eingliederte und somit ein großes Reich, das Großdeutsche Reich, schuf. Noch harrte ein Problem endgültiger Lösung, das der verbliebenen Tschecho-Slowakei. Vor allem die Slowakei erstrebte immer stärker ihre Selbstständigkeit, doch die Tschechen wollten die den Slowaken zugesichert Autonomie verweigern u. schließlich durch einen Staatsstreich u. brutaler Gewalt, Terror und bewaffneten Aufstand die Slowakei vergewaltigen. In höchster Not wandten sich die verantwortlichen slowakischen Staatsminister an den Führer. Der Hexenkessel Tschechei wurde immer toller. Die Slowakei proklamierte ihre Selbstständigkeit; in der Tschechei herrschte der schrecklichste Terror dem leider wieder Deutsche zum Opfer fielen; Leben und Eigentum aller Bewohner waren aufs Schwerste bedroht, die staatlichen Machtorgane waren ohnmächtig. In höchster Gefahr wandten sich die führenden tschechischen Staatsmänner nach Berlin und baten den Führer das Staatsgebiet der Tschechei in den Schutz des Reiches zu nehmen. In der Nacht zum Mittwoch wurden die historischen Dokumente unterzeichnet, Deutsche Truppen und SS – Verbände rückten in Böhmen und Mähren ein, Leben und Eigentum zu schützen. Der Führer selber eilte ihnen nach, in Prag, der ‚goldenen Stadt’ hielt er Einzug, droben auf der Kaiserburg wurde die Fahne des Dritten Reiches gehisst. Altes, tausend und mehr Jahre mit dem Reich eng verbunden gewesenes Land kehrt zurück in den Schoß Alldeutschlands. Stolz und bewundernd steht das gesamte deutsche Volk vor dem großen deutschen Führer aber auch vor der Größe des Großdeutschen Reiches.“

 

 

 

 

 

 

3.2         Vergleich: Darstellung des Lehrers – Historischer Hintergrund

 

Auffällig ist, dass die wesentlichen Aussagen dieses Textes mit den oben genannten Fakten übereinstimmen. (Zitate Lehrer  Kursiv)

*      Je länger die Tschechoslowakei bestand, desto stärker wurde die Autonomiebestrebungen  der Slowaken.

(„Vor allem die Slowakei erstrebte immer stärker ihre Selbstständigkeit“.)

 

*      Im Vertrag von Pittsburg war den Slowaken die Autonomie versprochen worden, diese wurde aber später nicht verwirklicht. Die Tschechen als stärkste Bevölkerungsgruppe verweigerten die Autonomie und versuchten stattdessen die Minderheiten zu „tschechisieren“.

(„ [...] die Tschechen wollten die den Slowaken zugesichert Autonomie verweigern“.)

 

*      Auf deutschen Druck hin proklamierte die Slowakei 1939 ihre Unabhängigkeit.

(„Die Slowakei proklamierte ihre Selbstständigkeit“.)

 

*      Nach einem Gespräch mit Hitler in Berlin erklären die tschechischen Staatsmänner, dass sie ihr Land vertrauensvoll in die Hände des deutschen Führers legen.

(„[...] führenden tschechischen Staatsmänner nach Berlin und baten den Führer das Staatsgebiet der Tschechei in den Schutz des Reiches zu nehmen.“)

 

*      Unmittelbar nach der Unterzeichnung dieses Vertrages rückten deutsche Truppen in das betroffene Gebiet ein.

(„Deutsche Truppen und SS – Verbände rückten in Böhmen und Mähren ein“.)

 

*      Hitler reiste noch am selben Tag nach Prag und auf dem Hradschin wurde die deutsche Fahne gehisst.

(„Der Führer selber eilte ihnen nach, in Prag, der ‚goldenen Stadt’ hielt er Einzug, droben auf der Kaiserburg wurde die Fahne des Dritten Reiches gehisst.“)

 

 

 

 

 

Neben diesen im allgemeinen geschichtlich nachvollziehbaren Feststellungen seitens des Lehrers, enthält der Text aber noch andere, zum Teil geschickt in Nebensätzen versteckte Aussagen, die die Angelegenheit in ein völlig anderes Licht rücken.

 

*      „u. schließlich durch einen Staatsstreich u. brutaler Gewalt, Terror und bewaffneten Aufstand die Slowakei vergewaltigen.“

Diese Schilderung dürfte stark übertrieben sein. Für Hinweise auf einen geplanten Staatsstreich konnte ich keine historischen Belege finden.

 

*      „ In höchster Not wandten sich die verantwortlichen slowakischen Staatsminister an   

den Führer.“ 

Die Slowakei wollte zwar schon länger ihre Unabhängigkeit erreichen und unter deutschem Druck kam diese auch zustande, aber die wirkliche politische Macht der Slowaken im „Schutzstaat Slowakei“ war minimal.

 

*      „Leben und Eigentum aller Bewohner waren aufs Schwerste bedroht, die staatlichen Machtorgane waren ohnmächtig.“

Es gab im Frühjahr 1939 eine innenpolitische Krise (einen Aufstand slowakischer Separatisten) in der Tschechoslowakei, auf die Hitler seine Behauptung, die Tschechoslowakei sei in Auflösung begriffen, stützte. Diese Darstellung dürfte aber stark übertrieben sein. Hitler wartete nur auf einen geeigneten Vorwand um den Sudetendeutschen durch eine Invasion „zu Hilfe zu kommen“.

 

-     „In höchster Gefahr wandten sich die führenden tschechischen Staatsmänner nach Berlin und baten den Führer, das Staatsgebiet der Tschechei in den Schutz des Reiches zu nehmen.“

Nachdem Hitler Hascha in Berlin vor die Wahl zwischen der Bombardierung böhmischer und mährischer Städte oder der Unterzeichnung eines Vertrages stellte, entschied sich der Präsident für die 2. Möglichkeit. Von einem Bitten um Schutz kann allerdings nicht die Rede sein, sondern vielmehr von einer Unterwerfung angesichts von drohender Bombardierung.

 

 

 

-     „Leben und Eigentum zu schützen.“

Während Hitler von Anfang an auf die Zerschlagung der Tschechoslowakei zugearbeitet hatte, wird der Einmarsch im Text als uneigennützig dargestellt.

 

-     „Altes, tausend und mehr Jahre mit dem Reich eng verbunden gewesenes Land kehrt zurück in den Schoß Alldeutschlands.“

Nachträglich wird damit ein Besitzanspruch Deutschlands auf die Gebiete erklärt.

Die Böhmischen Gebiete gehörten zwar zum Kerngebiet des hl.röm.Reiches deutscher Nation und die Aussage ist damit nachvollziehbar, tatsächlich aber wird die gesamte staatlich-politische Entwicklung seit diesem Zeitpunkt missachtet.

 

Was außerdem auffällt, ist die stark mit nationalsozialistisch geprägten Ausdrücken gespickte Sprache des Lehrers. Er spricht von Deutschland als :

*      „Reich“ (4x)

*      „Großdeutsches Reich“(2x)

*      „Drittes Reich“

*      „Alldeutschland“

Außerdem ist auffällig, dass im ganzen Text nicht einmal der Name Adolf Hitlers auftaucht. Stattdessen gebraucht der Lehrer die Bezeichnungen:

*      „der Führer“ (3x)

*      „dem großen deutschen Führer“

 

Zur Benennung der historischen Ereignisse benutzt er die von den Nazis geprägten Begriffe

*      „Kaum ein Jahr ist vergangen, seit der Führer die Ostmark heimholte ins Reich, kaum ein halbes, dass er die befreiten Sudetenlande eingliederte

 

Aus seiner Ausdrucksweise schließe ich, dass der Lehrer zu diesem Zeitpunkt bereits stark von der nationalsozialistischen Propaganda geprägt war.

Die Deutschen sollten sich mit dem neuen Staat identifizieren. Obgleich die Weimarer Republik formal weiterhin bestand, sollte deutlich gemacht werden, dass es sich bei dem neuen Deutschland um ein gestärktes Land handele, das an die Macht und Erfolge von vor dem Krieg und vor dem Versailler Vertrag anknüpfen wollte. Der Stolz der Deutschen auf ihr wiedergewonnenes „Reich“, das die erfolglose Republik abgelöst hatte, war ein wichtiger Teil der NS-Propaganda.

Auch der Führerkult, der im Text deutlich wird, war wichtig. Man wollte zeigen, dass endlich wieder ein wirklich starker und hartnäckiger Mann an der Spitze Deutschlands stand, der das Land wieder nach oben bringen konnte und dem man möglichst treu ergeben sein sollte.

Die verharmlosenden Bezeichnungen für die außenpolitischen Machenschaften Hitlers sind auf dessen Versuch zurückzuführen, seine Kriegspläne so lange wie möglich vor der restlichen Welt geheim zu halten und lediglich als völkerrechtlich zu rechtfertigende Maßnahmen hinzustellen.

Der Lehrer selbst scheint fest von der Rechtmäßigkeit des Einmarsches in die tschechischen Gebiete überzeugt zu sein und sein ganzer Text zeugt von einer tiefgehenden Zuneigung zum nationalsozialistischen System. Er scheint ehrlich stolz und glücklich zu sein, im „Deutschen Reich“ unter seinem „großen Führer“ zu leben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4)   Zeitungsberichte 13.-16.3. 1939

 

4.1         Schlagzeilenübersicht

 

Die möglichen Quellen des Lehrers, aus denen er seine Meinung über die Geschehnisse in der Tschechoslowakei beziehen konnte, sind recht übersichtlich.

Laut Herrn E. gab es zu dieser Zeit im Raum Kusel nur zwei Zeitungen zu kaufen, nämlich die „Pfälzische Presse“ und die „National Sozialistische Zeitung“. Der „Großdeutsche Rundfunk“ war der einzige zu empfangende Radiosender. Als Vergleich zum Text des Lehrers habe ich mir die „Pfälzische Presse“ vom 13.-16.3.1939 besorgt, da bereits der Name „National Sozialistische Zeitung“ auf die rechte Ausrichtung des Blattes hindeutet und ich daher von vorne herein von einer starken propagandistischen Prägung ausgehen musste.

 

Im Folgenden betrachte ich den Inhalt der Titelseiten und je einer Innenseite der Zeitungen vom 15. und 16.3.

 

Ein Teil der Berichte bezieht sich auf die Regierung der Tschechoslowakei. Sie wird als unfähig dargestellt und der im Exil lebende Benesch wird als Feindbild beschworen. Außerdem wird der Regierung vorgeworfen deutsche und slowakische Politiker zu behindern und nichts gegen die Terrormaßnahmen gegen Minderheiten zu unternehmen.

 

 „Völlig ungeklärte Lage am Sonntag“ (13.03.1939)

 „Neues Gastspiel Beneschs?“ (13.03.1939)

„Germak an der Reise zum Führer gehindert“ (14.3.1939)

 

In den Zeitungen vom 13. - 15.3. gibt es viele Berichte die von Akten der Gewalt gegen Deutsche handeln. Die Lage der Sudetendeutschen wird in den schlimmsten Farben gezeichnet und der Terror, dem sie zum Opfer fallen, wird aufs Schärfste verurteilt. Es ist von zahlreichen Morden, Bombenanschlägen, Verschleppungen und Plünderungen die Rede.

 

 

 

 

 

„ Rückkehr zu Prager Gewaltmethoden“ (13.03.1939)

„ Nun auch Sprengstoffattentate“ (13.03.1939)

„ Organisierter Tschechenüberfall auf Deutsche in Brünn“ (13.03.1939)

„ Deutschfeindliche Hetze in Prag“ (13.03.1939)

„ Vier Reichsdeutsche verschleppt“ (13.03.1939)

„ Sprengstoffverbrechen in Pressburg“ (14.03.1939)

„ Tschechen sprengen deutsche Häuser in die Luft“ (14.3.1939)

„ Wie die Tschechen in Iglau hausen“ (14.3.1939)

„ Tschechen überfallen deutsches Arbeitsamt“ (14.03.1939)

„ Zwei Deutsche in Brünn ermordet“ (15.03.1939)

„ Furchtbares Blutbad in Chust“ (15.03.1939)

„ Deutsche in Prag vogelfrei“ (15.03.1939)

„ Sudetendeutsche seit einem halben Jahr in tschechischem Kerker“ (15.03.1939)

„ Schreckliches Blutbad in Stangern“ (15.03.1939)

 „ In Budweis werden Deutsche gejagt“ (15.03.1939)

„ Deutsche Bauern wehren sich mit Dreschflegel und Sense“ (15.03.1939)

 

Zumindest zum Teil beruhen die in den Artikeln geschilderten Ereignisse auf historisch belegbaren Tatsachen. [9] 

 

So fanden z.B. „Sprengstoffattentate“ statt, allerdings gegen Brücken und Tunnel, nicht wie im Bericht erwähnt gegen deutsche Wohnhäuser. Durch das "Staatsverteidigungsgesetz" vom 31. Mai 1936, wurden die Grundrechte der Sudetendeutschen teilweise aufgehoben und es kam zu willkürlichen Verhaftungen.

 

In mehreren Berichten werden tschechische Polizisten beschuldigt, Anschläge auf Deutsche und Slowaken ausgeführt oder zumindest diese nicht verhindert zu haben. Außerdem werden Angriffe der tschechischen Polizei auf Hakenkreuzfahnen angeprangert. Auch in den oben genannten Berichten über Terror gegen Deutsche sind des Öfteren Polizisten als Mittäter oder untätige Beobachter erwähnt.

 

„Tschechische Polizei gegen Hakenkreuzflaggen“ (13.03.1939)

„Tschechische Gendarmen als Täter“ (14.3.1939)

„ Mit roher Gewalt gegen den Freiheitswillen“ (14.3.1939)

„ Der rote Hahn über deutschen Dörfern“

 

Tatsächlich wurde am 17. Oktober 1937 ein Deutscher während einer Schlägerei bei einer Kundgebung der SdP in Teplitz-Schönau

 

von der tschechischen Polizei geschlagen. In meiner Quelle[10]

 

ist außerdem erwähnt, dass die „selbstständige "Staatspolizei" weit über die rechtsstaatlichen Schranken hinausging. Es ist aber auch erwähnt, dass das „Alltagsleben der beiden Völker in gemischtsprachigen Gebieten, wie z.B. in Brünn, weitgehend friedlich“ war.

 

Die Unabhängigkeitserklärung der Slowakei und das Schicksal einzelner Slowaken wird in einigen Berichten behandelt.

 

„ 250 Slowakenführer verschleppt“ (13.03.1939)

„ Das ungewisse Schicksal Tukas“ (13.03.1939)

„ Ministerpräsident Dr. Tiso beim Führer“ (14.3.1939)

„ Der Stein ist im Rollen“ (14.3.1939)

„ Die unabhängige Slowakei“ (15.03.1939)

„ Schreckensnacht in der Slowakei“ (15.03.1939)

 

Am 15. und 16. gibt es zahlreiche Berichte über den Einmarsch deutscher Truppenverbände, wobei die Freude der befreiten Sudetendeutschen herausgestellt wird. Die Begeisterung im Deutschen Kernland wird auch betont und Feiern bzw. Fahnenappelle werden angeordnet. Außerdem werden die Uneigennützigkeit des Einmarsches und die Befehle zum nicht aggressiven Verhalten der Wehrmacht betont.

 

„ Der Führer nimmt das tschechische Volk unter seinen Schutz“ (15.03.1939)

„ Proklamation des Führers“ (15.03.1939)

„ Befehl des Führers an die deutsche Wehrmacht“ (15.03.1939)

„ Die Ankunft Hachas in Berlin“ (15.03.1939)

„ Fahnen heraus“ (15.03.1939)

„Das Ausland zum Ende der Tschechoslowakei“ ( Rom „Eine notwendige Entwicklung“, London „Dreierstaat missglückt“, Paris „ Künstliche Staaten nicht lebensfähig“) (15.03.1939)

„Volk und Raum“ (16.03.1939)

„ Einzug des Führers in Prag“ (16.03.1939)

„ Ruhige Beurteilung durch die englische Regierung“ (16.03.1939)

„ Deutsche Truppen auf dem Marsch in altes Reichsland“ (16.03.1939)

„ Beflaggung bis auf weiteres“ (16.03.1939)

 

„ Die NSV[11] in Böhmen und Mähren“ (16.03.1939)

 

„ Hlinka[12] Garde beherrscht Lage“ (16.03.1939)

 

„ Mit dem Führer nach Prag“ (16.03.1939)

„ Der Eindruck im Ausland“ (16.03.1939)

„ In der mährischen Hauptstadt“ (16.03.1939)

„ Die deutschen Truppen in Prag“ (16.03.1939)

„ korrekter Empfang“ (16.03.1939)

 

Am 15. und 16. erschienen auch Berichte über den Einmarsch ungarischer Truppen in das  Staatsgebiet der Tschechoslowakei, wobei die Sympathien bei den Ungarn, nicht bei den Tschechen liegen.

 

„ Ungarischer Einmarsch in die Karpato-Ukraine“ (15.03.1939)

„ Die Ungarn in der Karpato Ukraine“ (16.03.1939

„ Tschechen sprengen Munitionslager in der Karpato-Ukraine“ (16.03.1939)

 

Nur sehr wenige Berichte beziehen sich nicht auf die Ereignisse in der Tschechoslowakei. Ihnen steht auch nur wenig Platz zur Verfügung.

 

„ Todesurteil gegen Autobandit“ (15.03.1939)

„ Keine Gnade für Landesverräter“ (15.03.1939)

„Leichen von 46 gefallenen Arabern gefunden“ (15.03.1939)

„ Eigenartige Ursache einer Eisenbahnkatastrophe“ (15.03.1939)

„ Rasche Justiz bei der Wehrmacht“ (15.03.1939)

„ Hochzeit in Kairo“ (16.03.1939)

„ Sowjetrussische Vertragsverletzung“ (16.03.1939)

 

 

In allen diesen Berichten (außer den letztgenannten) wird eindeutig Stimmung gegen die tschechische Regierung gemacht und der unausweichliche Zusammenbruch des Staates wird immer wieder beteuert.

Berichte über misshandelte und verschleppte Deutsche werden als Aufmacher benutzt. Damit soll ein Gefühl der Solidarität bei den im Reich lebenden Deutschen gefördert werden.

Präsident Benesch wird als Feindbild dargestellt und der tschechischen Polizei wird unterlassene Hilfeleistung und zumTeil auch Beihilfe zu Verbrechen vorgeworfen. In der Bevölkerung sollen Sympathien mit den Slowaken hervorgerufen werden, die als Leidensgenossen der Sudetendeutschen dargestellt sind. Auffällig ist auch, dass in verschiedenen Berichten darauf hingewiesen wird, dass die Tschechen mit den Bolschewisten und Kommunisten gemeinsame Sache machen. Hier machte man sich die zu jener Zeit herrschende Angst vor dem Kommunismus zu Nutze.

Außerdem werden die Rechtmäßigkeit und absolute Notwendigkeit des Einmarsches deutscher Truppen und die uneigennützigen Beweggründe des Führers immer wieder hervorgehoben.

 

Auf den Titelseiten der jeweiligen Tageszeitungen sind alle Themen, die nichts mit den Entwicklungen in der Tschechoslowakei zu tun haben, nur klein gedruckt, während die anderen  als Blickfang genutzt werden. Die Leser wurden kurze Zeit vor dem Einmarsch mit Meldungen aus der Tschchoslowakei geradezu überschwemmt.

Das Thema wurde den Menschen als ausgesprochen wichtig vermittelt. Möglichst viele Deutsche sollten vor dem Einmarsch die von den Nationalsozialisten gewünschte Version der Geschichte kennen, sodass sie die Rechtmäßigkeit des Vorgehens Deutschlands später  nicht anzweifelten.

Um auch die letzten Zweifel zu zerstreuen sind noch Berichte über die Reaktion des Auslandes abgedruckt, die allesamt eine positive Haltung gegenüber Deutschland ausdrücken. Bei einigen Texten wird von Zweifeln gesprochen, aber Protest aus dem Ausland ist nirgends erwähnt.

 

 

 

 

 

 

4.2         Vergleich: Darstellung in Zeitungen –

Darstellung des Lehrers

 

Ich möchte besonders auf die Titelseite der Pfälzischen Presse vom 15.3.1939 eingehen.

Auf dieser Seite ist ein Text abgedruckt (Zitate kursiv) („Proklamation des Führers / an das deutsche Volk“), der nahezu die gleichen Informationen enthält wie der von Lehrer M. verfasste Text.

 

*      „ Nachdem vor wenigen Monaten Deutschland gezwungen war, seine in geschlossenen Siedlungsgebieten lebenden Volksgenossen gegenüber dem unerträglichen terroristischen Regime der Tschechoslowakei in Schutz zu nehmen

*      Kaum ein Jahr ist vergangen, seit der Führer die Ostmark heimholte ins Reich, kaum  ein halbes, dass er die befreiten Sudetenlande eingliederte“

 

*      „Aus Reaktion auf diese erneuten Angriffe gegen die Freiheit und das Leben der Volksgruppen haben sich diese nunmehr von Prag gelöst“

*      „ Nachdem vor wenigen Monaten Deutschland gezwungen war, seine in geschlossenen Siedlungsgebieten lebenden Volksgenossen gegenüber dem unerträglichen terroristischen Regime der Tschechoslowakei in Schutz zu nehmen.“

*      „schließlich durch einen Staatsstreich u. brutaler Gewalt, Terror und bewaffneten Aufstand die Slowakei vergewaltigen.“

 

*      Die Slowakei hat aufgehört zu existieren.

*      „Aus Reaktion auf diese erneuten Angriffe gegen die Freiheit und das Leben der Volksgruppen haben sich diese nunmehr von Prag gelöst.

*      „Die Slowakei proklamierte ihre Selbstständigkeit.“

 

*      „Seit Montag finden [...]wüste Exzesse statt, denen nunmehr aber wieder zahlreiche Deutsche zum Opfer fielen.“

*      dem leider wieder Deutsche zum Opfer fielen“

 

*       „Aus den volkreichen deutschen Sprachinseln, die der Großmut Deutschlands im vergangenen Herbst bei der Tschecho-Slowakei beließ, beginnt wieder ein Strom von Flüchtlingen von um Hab und Gut gebrachten Menschen in das Reich zu fließen.“

*      „Leben und Eigentum aller Bewohner waren aufs Schwerste bedroht“

*      „Eine Fortdauer dieser Zustände muß zur Zerstörung der letzten Ordnung in einem Gebiet führen, an dem Deutschland lebenswichtig interessiert ist, ja das selbst rund 1000 Jahre lang zum Deutschen Reich gehörte.“

*      die staatlichen Machtorgane waren ohnmächtig“

*       „Altes, tausend und mehr Jahre mit dem Reich eng verbunden gewesenes Land“

 

*      Um diese Friedensbedrohung nunmehr endgültig zu beseitigen[...] habe ich mich entschlossen, mit dem heutigen Tage deutsche Truppen nach Böhmen und Mähren einmarschieren zu lassen.“

*      „Sie werden die terroristischen Banden und die sie deckenden tschechischen Streitkräfte entwaffnen, das Leben aller Bedrohten in Schutz nehmen und somit die Grundlagen für die Einführung einer grundsätzlichen Regelung sichern, die dem Sinne einer tausendjährigen Geschichte und den praktischen Bedürfnissen des deutschen und des tschechischen Volkes gerecht wird.“

*      „Deutsche Truppen und SS – Verbände rückten in Böhmen und Mähren ein, Leben

 und Eigentum zu schützen“

 

Im Leitartikel ist der Vertrag abgedruckt, den Adolf Hitler, Dr.Hacha, von Ribbentropp und  Dr. Chvalkovsky“ unterzeichneten. Auch dieser Text enthält Aussagen die sich der Darstellung von Lehrer M. wiederfinden.

 

*      „Der Führer hat heute[...] den tschecho-slowakischen Staatspräsidenten Dr. Hacha und den tschecho-slowakischen Außenminister auf deren Wunsch in Berlin empfangen.“

*      „In höchster Gefahr wandten sich die führenden tschechischen Staatsmänner nach Berlin“

 

*      „Bei der Zusammenkunft ist die durch die Vorgänge der letzten Wochen auf dem bisherigen tschecho- slowakischen Staatsgebiet entstandene ernste Lage in voller Offenheit einer Prüfung unterzogen worden.“

„Der Hexenkessel Tschechei wurde immer toller.“

 

*      Der tschecho-slowakische Statspräsident hat erklärt, daß er [...] das Schicksal des tschechischen Volkes und Landes vertrauensvoll in die Hände des Führers des Deutschen Reiches lege.“

*      „In höchster Gefahr wandten sich die führenden tschechischen Staatsmänner nach Berlin und baten den Führer das Staatsgebiet der Tschechei in den Schutz des Reiches zu nehmen. In der Nacht zum Mittwoch wurden die historischen Dokumente unterzeichnet.“

 

Auch andere Darstellungen des Lehrers finden sich in den Zeitungstexten wieder.

Pfälzische Presse vom 13.3.39:

*      „Jede Vergewaltigung der dem slowakischen Volke zustehenden Rechte“

[Die Tschechen wollen durch] „Aufstand die Slowakei vergewaltigen“

*      „blutiger Terror“

„brutaler Gewalt, Terror“

 

Pfälzische Presse vom 16.3.39:

*      „die Polizei verliert langsam die Herrschaft über die tobenden Menschen“

„die staatlichen Machtorgane waren ohnmächtig.“

*      „Die Flagge Großdeutschlands auf dem Hradschin - Böhmen und Mähren unter dem Schutz deutscher Truppen“

„droben auf der Kaiserburg wurde die Fahne des Dritten Reiches gehisst“

                                              

Aufgrund dieser vielen Übereinstimmungen im Inhalt und auch in der Ausdrucksweise gehe ich davon aus, dass der Lehrer seine Informationen aus der Zeitung bezog.

Dies ist umso wahrscheinlicher, als mein Interviewpartner Herr E. erklärte, dass es im Raum Kusel nur die „Pfälzische Presse“ und die „Nationalsozialistische Zeitung“ zu kaufen gab. Dennoch ist es auffällig, dass der Lehrer den Text nahezu komplett aus der Zeitung übernommen hat. Er übernimmt sogar die Bilder, die in der Zeitung gebraucht werden (z.B. „Vergewaltigung“) in seinen Text. Augenscheinlich hat der Lehrer den Text in keinster Weise kritisch hinterfragt oder sich auch nur so viele Gedanken darüber gemacht, dass er ihn aus seiner Sicht umformuliert hätte. Wenn nun schon der Lehrer, der einer der gebildetsten Bewohner des Ortes gewesen sein dürfte, die Darstellungsweise der Zeitung vorbehaltlos akzeptiert, war dies bei den anderen Dorfbewohner wohl erst recht der Fall.

 

 

 

5)   Propaganda in der Schule

5.1         Ziele nationalsozialistischer Bildungspolitik

 

Übersicht Blidungspolitik: [13]

 

-1933 bis 1936  Machtkonsolidierung im Schulwesen

-Beschränkung auf personelle Ausschaltung politischer Gegner;

-Ausschließung jüdischer Lehrer und Schüler aus dem öffentlichen Schulwesen;

-Schließung von Privatschulen;

-Einflussnahme auf Unterrichtsinhalte blieb begrenzt außer:

            -Neue Richtlinien für Geschichtsbücher ;

-Erlass zur Berücksichtigung von Rasse und Vererbung in Abschlussklassen ;

- völkisches und nationalsozialistisches Liedgut

- Gestaltung von Lehrbüchern im Sinne der Nationalsozialistischen Ideologie

 

-1933 NS-Rituale werden im Schulleben verbindlich eingeführt

- Hitlergruß zu Beginn des Unterrichts;

- Flaggenehrung bei Schuljahresbeginn;

 

-1937 bis 1941 stärkere Eingriffe mit dem Ziel struktureller Vereinfachungen

-höheres Schulwesen wird auf drei Formen beschränkt:

*      Oberschule für Jungen;

*      Oberschule für Mädchen;

      ( beide mit naturwissenschaftlichem und sprachlichem Zweig)

-     zahlenmäßig drastisch beschnittenes Humanistisches Gymnasium.

-achtjährige Volksschule bleibt, wird aber als Gemeinschaftsschule ent-

  konfessionalisiert;

- Leibesübungen werden mit 4-5 Wochenstunden deutlich gefördert;

-Umwandlung von Internatsschulen in NS- Ausleseschulen;

-Abwesenheit des Elternhauses => ganztägige Überwachung ;

-Gründung von Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (Napola) ;

und Adolf-Hitler-Schulen (AHS);

 

1942-1945 Notwendigkeiten der Kriegführung

-verfrühte Heranziehung zum Wehrdienst;

-Evakuierungen der Jugendlichen aus Gebieten die unter

dem alliierten Luftkrieg besonders zu leiden haben;

 

ab 1941  Heranziehung Jugendlicher zu:

- Erntehilfe

-Arbeitseinsatz

-Befestigungsbau

 

ab Januar 1943: Kriegsmaßnahmen

-klassenweiser  Einsatz von 16 (später 15) jährigen als Flakhelfer

  (ab 1945 auch von 15jährigen Lehrlingen der Berufsschulen)

- Einberufung zum Reichsarbeitsdienst (RAD) und zur Wehrmacht wurde

  kontinuierlich vorverlegt, (1944 bei 17 Jahren)

-Kinderlandverschickung (KLV)  in allen Altersstufen von Schülern.

 

 

Die Schule sollte ein Instrument der NSDAP sein.

Das eigentliche Ziel der nationalsozialistischen Erziehung war das Heranziehen einer Generation von  kollektiv handelnden und denkenden, leicht führ- und lenkbaren , unkritischen und linientreuen  Volksgenossen. Die Jugend sollte von Anfang an mit der nationalsozialistischen Ideologie aufwachsen und die Schule sollte ihren Teil dazu beitragen. Im Unterricht sollten Rassentheorien und die „Volk ohne Raum Bewegung“ gestärkt und die Jugend sollte auf den späteren Militärdienst und den Gehorsam gegenüber Vorgesetzten vorbereitet werden.                                                                                                     

In den Volksschulen gab es nur wenige folgenschwere organisatorische Veränderungen. Die Hauptänderung betraf die Ausbildung der Lehrer, die Lehr- und Stundenpläne und die Schulbücher, speziell die Lesebücher.

Lehrer und ihre politische Haltung wurden ständig überprüft. Der Nationalsozialistische Lehrerbund ( NSLB) und das Leipziger "Zentralinstitut für Erziehung" führten Lehrgänge in Schulungslagern durch und veranstalteten für die Weiterbildung aller Lehrer gemeinsame Fahrten und Informationskurse.

Veränderungen im Lehrplan gab es in mehreren Bereichen.

In den historischen Fächern sollten politische und nationalsozialistische Geschichte, Kunst- und  Musikgeschichte das Rassenbewusstsein stärken und Verachtung für „Minderwertige“ schüren.

Im Bereich der naturwissenschaftlichen Fächer wurde neben  Mathematik, Physik, Chemie und Biologie das Fach „Rassenkunde“ eingeführt.

Auch der Deutschunterricht veränderte sich. Volkhafte Dichtung wurde bevorzugt behandelt, auf die nordische Art wurde hingewiesen und Schüleraufsätze über politische, historische und ideologische Themen wurden zu einem wichtigen Teil des Unterrichts.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5.2)      Befragung zweier Zeitgenossen

 

Bei der Befragung von Herrn E. und Herrn W. wurden einige dieser Punkte bestätigt, andere nicht.

 

*      Beide erinnerten sich daran, dass im Schulalltag nationalsozialistische Symbolik Einzug hielt. Die Lehrer mussten mit dem Hitlergruß gegrüßt werden, es gab Fahnenappelle und  Heldengedenkfeiern.

*      Auch die oben genannten Lehrplanänderungen konnten beide bestätigen. Veränderungen im Musikunterricht, z.B. Volkslieder,  haben beide in Erinnerung gehabt.

      Auch das Besprechen von Nationalhelden wie Siegfried aus der Nibelungensage oder Wilhelm Tell (Herr W) oder die Interpretation von Goethetexten (z.B. „Faust“) nach nationalsozialistischen Gesichtspunkten (Herr E.) passt in dieses Bild. Herr E. erinnerte sich auch an die Einführung des Unterrichts der Rassenlehre und Schwerpunktsetzung im Fach Geschichte auf  die Geschichte des Nationalsozialismus und die Beschreibung der bevorstehenden großen Zukunft Deutschlands.

*      Die Frage nach der Einstellung ihrer Lehrer zum Nationalsozialismus bringt ein differenziertes Bild zutage. Während Herr W. sich an seinen Volksschullehrer als überzeugten Nazi erinnern kann, berichtete Herr E., dass es auf der Aufbauschule sowohl überzeugte Nazis gab, wie seinen Deutsch- und Geschichtslehrer, der seinen Schülern täglich den Frontverlauf beschrieb, als auch andere, die versuchten, den Einfluss der nationalsozialistischen Ideologie einzuschränken.

*      Das von mir untersuchte Ereignis, der Einmarsch in die Tschechei, war nur Herrn E. im Gedächtnis. Aber auch dieser meinte, es wäre zwar darüber gesprochen worden, aber durch Zeitung und Rundfunk wäre der Sachverhalt bereits vorher den meisten bekannt gewesen.

*      Beide Männer erzählten, dass sie in der Schule dazu aufgefordert wurden, der Wehrmacht beizutreten und beide folgten dieser Aufforderung. Herr E., weil er dadurch sein letztes Zeugnis als Abiturzeugnis angerechnet bekam und die eigentliche Prüfung nicht ablegen musste, Herr W., weil er sich in diesem Fall seine Einheit aussuchen durfte.

 

Herr W. erklärte außerdem, dass er in der HJ mehr beeinflusst worden sei als in der Schule.

Auf dem Land war die Mitgliedschaft in der HJ Pflicht und schon bei einmaligem Fehlen, drohten Konsequenzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

6)   Zusammenfassung

 

Die Frage, die sich mir nun zunächst stellt, ist die, warum der betreffende Lehrer ausgerechnet an diesem Datum den einzigen ausführlichen Bericht über politische Ereignisse verfasst hat, und vor allen Dingen inwiefern er diese Darstellung auch im Unterricht vermittelte.

Ich sehe mehrere Gründe die den Lehrer zum Eintrag bewogen haben könnten.

 

  1. Wie man an der Vielzahl von Berichten in den Zeitungen sehen kann, wurde der Einmarsch in die Tschechoslowakei als großes Ereignis bereits im voraus propagandistisch vorbereitet. Die Bevölkerung muss den Einmarsch als einen großen und ehrenhaften Erfolg der deutschen Außenpolitik aufgefasst haben, zumal die Landbevölkerung kaum eine Möglichkeit gehabt haben dürfte, sich in ausländischen Zeitungen eine andere Sicht der Dinge zu verschaffen. Da Rundfunkgeräte in diesem Teil der Pfalz noch selten waren (Herr W.) und im Großdeutschen Rundfunk sowieso die gleiche Geschichte verbreitet wurde (Herr E.), ließ sich der Lehrer vielleicht einfach nur von der allgemeinen Euphorie anstecken und fühlte sich dadurch bewogen diese aus seiner Sicht historisch bedeutende und rechtmäßige Maßnahme Hitlers zu verewigen.
  2. Die Gleichschaltung, die ein wichtiges Element nationalsozialistischer Politik war, machte sich auch im Bildungsbereich bemerkbar. Die Lehrer wurden sowohl von der Partei selbst als auch vom deutschen Lehrerbund dazu angehalten, im Sinne des Nationalsozialismus zu unterrichten. Im Schultagebuch ist vermerkt, dass der Lehrer erst 2 Monate zuvor zu einer militärischen Übung abwesend war. („Der Lehrer wird für die Zeit vom 24. Okt 1938 bis 11.Jan 1939 zur Ableistung einer Übung zum aktiven Wehrdienst nach Kaiserslautern eingezogen“). Eventuell war der Lehrer also einfach eingeschüchtert und wollte, falls es zu einer Prüfung der Unterlagen gekommen wäre, in den Augen der Partei als verantwortungsbewusster Lehrer dastehen. Auch der Lehrer des Nachbarortes, der des Öfteren die Schule mitführte, könnte der Grund sein. Herr E. sagt über ihn, dass er ein hundertprozentiger Nazi gewesen sei, der unbedingt etwas werden wollte und eine Position innerhalb der Partei innehatte. Da dieser Zugang zu dem Tagebuch hatte, könnte Lehrer M. diesen Text geschrieben haben, damit sein Kollege ihn liest und er keine Schwierigkeiten bekommt.

 

Die Frage, inwieweit der Lehrer diese Sachverhalte seiner Klasse vermittelt hat, ist schwerer zu beantworten, da aus den Aufzeichnungen nicht hervorgeht, ob dieses Thema im Unterricht behandelt wurde.

Ich gehe allerdings davon aus, dass dies der Fall war.

 

Sowohl Herr E. als auch Herr W. haben mir bestätigt, dass Propaganda in der Schule betrieben wurde. 

Auch im Schultagebuch finden sich Hinweise darauf, das die von der NSDAP gewünschten Inhalte vermittelt wurden:

Am 28.3 1936 ist der Inhalt des Unterrichtes in der Woche vor den Wahlen, die am 29.3.1936 stattfanden, vermerkt:

           

      Den 28: In der Woche vor der Wahl wurden folgende Themen behandelt:

23.: der Bolschewismus in Rußland

24: Friede, Arbeit und Brot im nationalsozialistischen Deutschland – Arbeitslosigkeit und Streiks in aller Welt. – Schreckenstaten des Bolschewismus in Spanien.

25: Der französisch – russische Vertrag als bolschewistische Bedrohung Deutschlands.

26: Die mutige Tat des Führers.

27:Sinn und Bedeutung der Wahl:

a)           Abwendung bestehender Gefahren durch Einigkeit des ganzen Volkes – nur 

Feiglinge verraten das Volk.

b)          Die Mitarbeit von groß und klein bringt den Wahlsieg.

Den 28: Morgens 10 Uhr am Fahnenmast vor dem Schulhause Schülerappell mit feierlicher Fahnenhissung“

 

Ähnlich wie in den Zeitungsberichten wird auch hier die vorhandene Angst vor dem Kommunismus geschürt. Der Führerkult ist deutlich zu erkennen und die nationalsozialistische Politik wird gelobt. Außerdem wird versucht den Leuten Angst zu machen, indem Bedrohungen von außen beschrieben werden und indem schlechte Lebensumstände in anderen Teilen der Welt mit den guten Lebensumständen im nationalsozialistischen Deutschland verglichen werden, was deutlich machen soll, dass nur mit der NSDAP die erwähnten Gefahren abgewehrt und  der Lebensstandard  gehalten werden kann. Die Kinder werden darauf aufmerksam gemacht, dass auch ihr Beitrag wichtig ist.  Schon von klein auf soll ihnen eingetrichtert werden, dass die Volksgemeinschaft wichtiger ist als der Einzelne.

 

Die nächste Frage ist nun, wie groß die Wirkung der Propaganda in der Schule war.

Ich denke nicht, dass man diese Wirkung heute genau nachvollziehen kann. Das, was die NS-Propaganda so erfolgreich gemacht hat, ist wohl kaum die Propaganda in der Schule oder in der HJ bzw. in der BDM oder in der Wehrmacht oder in den verschiedenen Medien wie Zeitungen und Rundfunk, sondern das Zusammenwirken der Propagand aller dieser Organisationen. Die Menschen wurden rundum mit nationalsozialistischer Propaganda konfrontiert und vor allem die Jugend hatte kaum eine Chance sich irgendwoher ein anderes Bild zu machen.

Ich gehe davon aus, dass die Schule davon das unsicherste Instrument war. Die Schule bestand schließlich bereits als Organisation, die Lehrer wurden nicht ausgetauscht, viele unterrichteten bereits vor der Machtergreifung der Nazis und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich alle in ihrem Unterrichtsstil ohne weiteres gleichschalten ließen. Unter den Lehrern gab es sicherlich auch Gegner des Nationalsozialismus, auch wenn sie dies nicht offen zugaben und sie konnten, selbst wenn sie nicht offen gegen den Lehrplan vorgingen, doch wenigstens selbst ermessen, wie überzeugend sie den Stoff vermittelten. Die HJ dürfte das wirkungsvollere Instrument zur Beeinflussung der Jugend gewesen sein, da sie eigens im Sinne der Nationalsozialisten gegründet und aufgebaut worden war. Diejenigen, die höhere Positionen in der Organisation innehatten, waren im allgemeinen Parteimitglieder. Zeitungen und Rundfunk waren gleichgeschaltet und konnten ständig kontrolliert werden, was bei Lehrern nicht der Fall war. Besonders bei kleineren Schulen dürfte dies ein Problem gewesen sein, da es eher möglich ist, dass wenige Leute sich gegenseitig decken oder dass sogar, wie in vielen ländlichen Volksschulen, ein einzelner Lehrer für die Schule verantwortlich war. In den Jahren von 1933 bis 1940 ist im Schultagebuch  kein einziges Mal von einer Überprüfung der Schule bzw. des Lehrers die Rede.

Ich denke aber auch, dass sich auf dem Land ein etwas anderes Bild geboten hat als in der Stadt. Die gesellschaftliche Stellung von Lehrern auf dem Land war ausgesprochen hoch.

Da die Landjugend nicht oft aus ihrer direkten Umgebung herauskam, denke ich, dass z.B. der Besuch von Filmvorstellungen oder von Zugfahrten ans Niederwalddenkmal (Schultagebuch) auf diese jungen Menschen eine tiefere Wirkung erzielt haben müssen als auf die Stadtjugend. Obwohl die Schule auch auf dem Land wohl kaum so bedeutend für die Propagandamaschinerie war wie die HJ, so glaube ich doch, dass sie gegenüber den Zeitungen und dem Rundfunk hier einen höheren Stellenwert genoss, schon alleine weil große Teile der Landbevölkerung der Pfalz zu diesem Zeitpunkt nicht regelmäßig über Zeitungen verfügten und nur wenige eigene Rundfunkgeräte besaßen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quellen

 

1.         Schultagebuch (nähere Angaben sind dem Verfasser bekannt und

                                    werden aus Datenschutzgründen nicht aufgeführt)

                        2.         Pfälzische Presse Nr. 61,62,63,64 (13.-16.3.1939)

 

                        Internet/ Computer:

 

                        3.         www.olsn.st.schule.de

                        4.         www.slowakei-net.de/fakten/geschichte.html

                        5.         http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/index.html

 

                        6.         http://www.dbb-ev.de/sudg/sudg13.html

 

 

                        7.         Digitale Bibliothek Band 25: Enzyklopädie des Nationalsozialismus

                        8.         Encarta Professional 2000

 

                        Sekundärliteratur:

           

                        9.         Time Life,„Spektrum der Weltgeschichte 1925-1950 n.Chr“, 1989

                        10.      Klett-Vertrag, „Geschichte und Geschehen II Oberstufe“,1995

                        11.      Kurt-Ingo Flessau, „Schule der Diktatur“, 1979

                        12.      Golo Mann, „Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts“, 1958                   13.            R.A.C: Parker, Fischer Weltgeschichte,

„Das zwanzigste Jahrhundert I-1958-1945“, 1967

14.             Matthew Hughes & Chris Mann, „Hitlers Deutschland - Leben unter

der NS-Diktatur“, 2001

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hiermit bestätige ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbst verfasst und keine Hilfsmittel außer den angegebenen Quellen benutzt habe.



[1] Am Ende des Buches benutzt der Lehrer die Altdeutschen Monatsnamen. Gilbhart ist der Name des Oktobers (gilb= gleb, hart= viel => Der Monat des vergilbten Laubes)

[2] Spektrum der Weltgeschichte; „Im Schatten der Diktatur“; Encarta Professional 2000;

   Internet: www.olsn.st.schule.de; Botschaft der Slowakei in Deutschland

 

[3] www.olsn.st.schule.de

 

[4] Spektrum der Weltgeschichte 1925-1950 n.Chr, S. 40

 

[5]   www.olsn.st.schule.de

 

[6] Spektrum der Weltgeschichte 1925-1950 n.Chr, S. 38

 

[7] Spektrum der Weltgeschichte 1925-1950 n.Chr, S. 40

 

[8] www.olsn.st.schule.de

 

[9] http://www.dbb-ev.de/sudg/sudg13.html

[10] http://www.dbb-ev.de/sudg/sudg13.html

 

[11] National Sozialistische Volkswohlfahrt

[12] HSLS (slowakische Hlinka-Volkspartei), gegründet 1918, wurde später zur Einheitspartei .

     Hlinka-Garde paramilitärische slowakische Gruppe.

[13] Digitale Bibliothek Band 25: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, Teil I: Handbuch: Schule, S. 9.

    Schule der Diktatur